Gewinner des 1. SUST-Award

von Dez 15, 2022

Mit einem neuen Nachhaltigkeitspreis für OWL, dem sogenannten Sust-Award, zeichnet die Wirtschaftsförderung Paderborn (WFG) erstmals Projekte, Geschäftsmodelle, Dienstleistungen, Produkte und Maßnahmen aus, die eine besonders nachhaltige Wirkung haben. „Als kommunale Tochtergesellschaft setzen wir uns dafür ein, die Unternehmen am Standort für ökologisches Wirtschaften und für ein nachhaltiges Mindset zu sensibilisieren“, erklärt Frank Wolters, Geschäftsführer der WFG. Der Preis sei ab sofort ein weiterer Teil des stetig wachsenden Arbeitsfeldes Nachhaltigkeit. Weiterlesen auf wfg-pb.de…

Am Mittwoch, den 14. Dezember ging es in den Co-Working Space von Intilion in die Wollmarktstraße in Paderborn. Jutta und Anja waren ein wenig aufgeregt, ihnen wurde bereits mitgeteilt dass sie einen Preis zu erwarten hätten.

Die Überraschung und die Freude war dann doch ziemlich groß als klar wurde: Wir haben mit dem Vauß-Hof e.V. und seinem Nachhaltigkeitskonzept den 1. Platz gemacht und ein Preisgeld von 5000€ gewonnen.

Die fünfköpfige Jury bestehend aus Steve Flechsig (Innovationsmanager CO2-Neutralität bei Westfalen Weser Netz GmbH), Boris Langerbein (Head of Collaboration & Cooperation Intilion GmbH), Heike Süß (Gründung & Wachstum bei Wirtschaftsförderung Paderborn), Christa Hesse (Gemeinwohl-Ökonomie Paderborn) und Prof. Dr. Carsten Padberg (Fachhochschule der Wirtschaft) haben unserem Verein tatsächlich ordentlich Punkte verteilt und waren am Ende vermutlich selber überrascht über uns als Gewinner.

Den 2. Platz machte die Gröne Unternehmensgruppe mit Dämstoffen aus Stroh und der 3. Platz ging an unsere Freunde Petra Kaiser und Arnd Drossel und die Linsenmanufaktur mit ihrer in Paderborn angebauten Pilgerlinse. Auch beim Susty, dem Nebenpreis konnten wir punkten. Sie Solidarische Landwirtschaft überzeugte mit ihrem Konzept einen nachhaltigen Gemüselieferdienst auf die Beine zu stellen und auch typisch paderbörnsch konnte mit seiner Idee des Lokalportals für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen in der Region die Jury für sich gewinnen.

Was für ein grandioser Tag für uns und ein großes Dankeschön an Jessica Krüger von der Wirtschaftsförderung für die Idee zu diesem Nachhaltigkeitspreis.

So strahlt Anja direkt nach dem Gewinn. Und Jutta ist bereits in Gespräche vertieft, weitere Kooperationen bahnen sich an!

Auszug aus unserer Bewerbung

Entstehung – So ging es los

Anja und Marius Pötting reaktivierten Marius’ elterlichen Betrieb Anfang der 2000er Jahre. Ihre Vision damals wie heute: ein ökologisches, nachhaltiges und soziales, landwirtschaftlich orientiertes Leuchtturm-Projekt für die Region.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich neben der Mutterkuhhaltung mit Direktvermarktung des eigenen Rindfleisches eine Bandbreite an Projekten, Aktionen und Kooperationen. Die Direktvermarktung wurde im Hofladen weiter ausgebaut, es kamen Produkte von der hofeigenen Streuobstwiese sowie von nachhaltigen Produzent.innen und Kunsthandwerker.innen aus der Region hinzu. 2010 wurde der Lernort Bauernhof gegründet, der 2019 in den Vauß-Hof e.V. überging und um die Hof-Akademie für Erwachsenenbildung ergänzt wurde.
Ziel aller Bildungsangebote ist es, Menschen jeden Alters die Themen nachhaltigen Lebens und Handelns nahe zu bringen und sie auf die Weise fit zu machen für die Herausforderungen der Zukunft.

 

Seit 2015 besteht auf den Flächen des Hofes die gemeinnützige Genossenschaft ‚Solidarische Landwirtschaft Vauß-Hof e.g.G.‘, in der derzeit für und mit 130 Familien und Einzelpersonen über 50 Sorten Gemüse angebaut und Legehennen artgerecht gehalten werden.

Gerade im Bereich Energie und Mobilität hat sich der Hof mit der Zeit stetig weiterentwickelt. Geheizt wird mit einem Kombisystem aus Holzvergaserkessel, Solarthermie und Hackschnitzelanlage. Strom produzieren zahlreiche Photovoltaik- und eine Windkraftanlage. Im Bereich der Mobilität begann bereits vor über 10 Jahren der Umstieg auf Elektromobilität. Mittlerweile werden kurze Wege mit dem Rad oder zu Fuß, längere mit einem der
E-Lastenräder, dem Elektro-Transporter oder dem Elektro-Auto zurückgelegt.

Die enge Symbiose der verschiedenen Bereiche (Landwirtschaft, SoLawi, Vermarktung und Pädagogik) ermöglicht Synergie-Effekte und natürliche ganzheitliche Lernanreize. Alles ist so untrennbar miteinander verbunden, dass die Vereinsarbeit in vielen Bereichen nicht isoliert betrachtet werden kann. Der Nachhaltigkeits-Impact der Tätigkeiten des Vereins bildet sich im Gegenzug in den anderen Bereichen wieder ab.

 

Ausbau und aktueller Stand – So haben sich Hof und Verein entwickelt

Waren es anfangs 18 pädagogische Veranstaltungen im Jahr, ist die Zahl inzwischen auf über 300 angewachsen, so dass eine große Zahl Menschen erreicht wird. Den ‚Lern-Ort Bauernhof‘ besuchen Schulklassen, Kitas, Kinder und Familien aus der Region PB, BI, LP und GT und mit der ‚Hof-Akademie‘ bieten wir Multiplikator.innen, Pädagog.innen und Eltern, aber auch allgemein Interessierten ein breites Themen-Spektrum. Unser multiprofessionelles Team entwickelt sich stetig weiter und derzeit befindet sich der Verein im Prozess der offiziellen Landes-Zertifizierung als eine der zentralen BNE-Einrichtungen in NRW.

Zudem entwickeln wir als ‚Bildungszentrum Klimaschutz‘ im großen Netzwerk Methoden und Materialien für Multiplikator.innen für eine erfolgreiche Klimabildung.

Nachhaltiges Wirtschaften ist ein wesentlicher Aspekt auf dem gesamten Hof. Hier wird mittlerweile von Beschaffung und Bio-Verpflegung des Hofteams über regenerative Energien und zukunftsfähige Mobilität bis hin zur Weiternutzung gebrauchter Materialien das gesamte Feld bespielt.

Zahlreiche Kooperationen und ein fortwährender Ausbau des Netzwerkes ermöglichen ko-konstruktive Prozesse. Die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Berufskollegs und begleitende Evaluation der Veranstaltungen stellen sicher, dass wir uns weiterhin auf dem Pfad aktueller pädagogischer Leitlinien bewegen. 

Inzwischen hat der Vauß-Hof insgesamt eine große Bekanntheit erlangt und wird von Medien (Print, TV, Social Media) wegen seines Alleinstellungsmerkmals ‚Gutes nachhaltiges Leben‘ regelmäßig porträtiert. Zuletzt kamen zum Apfelfest etwa 15.000 Besucher.innen, die das Programm mit Aussteller.innen, Kleinkunst und Live-Musik verfolgt haben.

Struktur und Organisation des Vereins

Ökologie

Unsere Materialien werden über Händler.innen bezogen, die ethische und nachhaltige Produktion sowie kurze Transportwege sicherstellen. Multifunktionale Räumlichkeiten bieten Flexibilität und reduzieren Baustoff- und Energiebedarf. Ohnehin wird der gesamte Hof mit Hilfe regenerativer Energien betrieben.

Die gesamte Hofgemeinschaft inklusive der im Verein Beschäftigten wird mit vor Ort aus eigenem Gemüse sowie zugekauften Bioprodukten zubereitetem Essen versorgt. Ergänzt wird das Essen durch verwertbare Reste, die beim Food-Sharing abfallen.

Ökonomie

Eine breite Palette von Kooperationspartner.innen ermöglichen durch wechselseitige Besuche und Hospitationen Wissenstransfer auf hohem Niveau, der nach dem Win-Win-Prinzip keine wesentlichen Kosten verursacht. Zahlreiche Ehrenamtliche unterstützen uns über das Jahr hinweg.

Von 2010 bis 2019 wurde die Bildungsarbeit als wirtschaftendes Unternehmen geführt, trug sich finanziell und kam daher ohne Fördergelder aus. Seit 2019 ist unsere schon immer gemeinnützige Tätigkeit auch offiziell als solche anerkannt und wird durch Förderprojekte unterstützt; damit stehen wir ökonomisch auf solideren Füßen, konnten Personal aufstocken und so das Portfolio deutlich erweitern.

Im Bereich unserer Arbeit ist es uns ein Anliegen zu zeigen, dass entgegen landläufigen Annahmen gerade nachhaltige Maßnahmen wirtschaftlich attraktiv sein können.

Wir zeichnen uns sowohl im Lernort Bauernhof als auch in der Hof-Akademie wegen unserer vielfältigen Material-armen Methoden durch einen auffallend niedrigen Verbrauch aus und sparen auch im Energiesektor ein.

Soziales

Wir nehmen Rücksicht auf besondere Bedürfnisse der Mitarbeiter.innen (Familien-Arbeit, Beeinträchtigungen usw.), bieten flexible Arbeitszeit-Modelle und binden alle am Hof Tätigen in die Hofgemeinschaft ein, unabhängig von Herkunft und Status im Unternehmen Vauß-Hof. Dies verstehen wir auch als Aspekt der Zieldimension
Kultur, die im aktuellen BNE-Diskurs verstärkt in den Blick genommen wird.

 

Bildungsangebot des Vereins

Ökologie

Auch im Rahmen des Bildungsangebots wird nur in geringem Umfang Material eingesetzt. Unsere vielfältigen Methoden mit den Bildungs-Themen wie Natur- und Tierbegegnung, Arten-Vielfalt, Energie, Wasser, Upcycling, Cradle-to-Cradle-Prinzip, Weiterverwertung von Werk- und Rohstoffen usw. kommen nahezu komplett ohne Stift und Papier aus und bieten einen Handlungs-orientierten Zugang mit hohem Aufforderungs-Charakter. Lernen am Modell, und das auch noch mit Begeisterung! Dilemmata und Zielkonflikte werden aufgedeckt und Lösungsmöglichkeiten diskutiert. So entwickeln Menschen aller Altersstufen ein Gefühl für die eigenen Kompetenzen und werden darin bestärkt, sich für Nachhaltigkeits-Themen zu engagieren.

Ökonomie

Mit unseren Teilnehmer.innen befassen wir uns mit ökonomischen Fragestellungen von der Funktionsweise der SoLawi über Preisgestaltung bio-landwirtschaftlicher Produkte und Personal-Einsatz bis hin zu Social Entrepreneurship. Ein großes Thema ist, wie die Sparten des Vauß-Hofs konstruiert sind, so dass sie wirtschaftlich tragfähig sind. Hier dient etwa die Direktvermarktung der eigenen Produkte (Bio-Rindfleisch, Säfte von der Streu-Obst-Wiese usw.), die im Hofladen um Waren regionaler Anbieter.innen ergänzt werden, als Anknüpfungspunkt.

Von hier aus schlagen wir je nach Kompetenzen der Gruppen den Bogen zu übergeordneten Fragestellungen – Bewusstsein und Verantwortung für globale Themen, Verbraucher.innen-Bildung, Arbeitsbedingungen, Klimafolgen-Resilienz und vieles mehr.

Soziales

Der Vauß-Hof e.V. bietet eine stets in Weiter-Entwicklung begriffene Pädagogik. Wir kombinieren ganz unideologisch die besten Ideen verschiedener Ansätze (Natur-Erlebnispädagogik, Bauernhof-Pädagogik, Ko-konstruktives Lernen, Abenteuersport, Wald-Pädagogik u.v.m.), um hochwertige BNE-Bildung für alle zu bieten, unabhängig von Herkunft, Kompetenzen und Status. Zudem werden Fördermittel eingeworben, um auch Kindern und Jugendlichen mit Mehrbedarf die Teilnahme zu ermöglichen. Soziale Einrichtungen wie der ‚Familien unterstützende Dienst‘ und private Stiftungen stellen in begründeten Fällen Geld oder Personal zur Verfügung, wenn ein Kind ein Angebot nur auf diese Weise wahrnehmen kann. Weite Teile des Hofs inklusive der Sanitär-Anlagen sind barrierefrei zugänglich und im Bedarfsfall finden wir gemeinsam mit der Gruppe individuelle kooperative Lösungen, so dass die Teilnahme an Bildungsveranstaltungen für alle möglich ist. Auch dieser soziale Aspekt wird in begleitenden Reflexionsrunden thematisiert.

Bei uns gibt es nur kooperative Methoden, bei denen niemand verliert. Die Teilnehmer.innen entwickeln Bewusstsein für das eigene Handeln im Gruppen-Kontext und dessen Auswirkungen. So stärken wir zudem Schlüsselkompetenzen, die im Kleinen wie auch im Großen bei der Bewältigung der globalen Herausforderungen dringend benötigt werden. 

Kultur als ergänzende Ziel-Dimension

Wir befassen uns mit interkulturellen Themen – uns besuchen Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Ihre Berichte von völlig anderen Rahmenbedingungen und Sichtweisen bieten Gelegenheit für Perspektivwechsel und machen neugierig auf mehr.  

Lesungen, Musik- und Kleinkunst-Veranstaltungen sprechen über das Landwirtschafts-bezogene Programm hinaus weitere Zielgruppen an.

Unsere Natur-Erlebnis-Räume sind bewusst zoniert gestaltet und werden laufend weiterentwickelt. So wirken sie unmittelbar als Erfahrungsfelder für ökologisches, sinnliches, aber auch ästhetisches Lernen.

1 Kommentar

  1. Ich freue mich, wir freuen uns mit euch 💕💕💕
    Darauf könnt ihr echt „stolz“ sein!👍

    Reinhard Voß und Margret Voß-Kräling in Wethen
    🦊

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