Was genau haben nochmal die Zaunpfähle mit dem warmen Wasser zu tun?
Um das zu erklären, hole ich etwas weiter aus. Und ich hoffe es wird nicht zu technisch, sonder durchaus unterhaltsam.
Ein begeisterter Schornsteinfeger
Ich dusche ja gerne sehr heiß und ich bin auch sonst eher eine Frostbeule, eine gute Heizung und eine warme Wohnung gehören für mich zum absoluten Wohlfühlfaktor. Seit 2003 wird auf dem Vauß-Hof mit Holz geheizt. Damals zog ein Holzvergaserkessel der Firma LOPPER ein. Das ist ein famoses Ding, man kann altes Holz und klein gekloppte Schrankwände reinstecken, dann wird das Holz zunächst vergast und anschließend wird das Holzgas mit sehr hoher Temperatur sauber verbrannt. Ich bin deshalb so begeistert, weil unser Schornsteinfeger so begeistert ist. Oben pusten wirklich wenig Schadstoffe aus dem Schornstein, wir nutzen Restholz und nix extra für uns Gefälltes und ich kann heiß duschen. Warum das so ist und wie das genau funktioniert, da fragt ihr am besten meinen Mann. Der hat was über, für so ökologischen Heizungskram. Ich schreib euch nur noch kurz die Eckdaten zum Holzvergaserkessel auf:
- Hersteller: Lopper
- Typ: Drummer 40
- Art: Scheitholzkessel
- Baujahr: 2003
- Heizleistung: 40 kW
Ein undurchsichtiges Projekt
2013 musste dann etwas größeres her, weil wir uns vergrößerten. Da ist dann unsere Holzhackschnitzelheizung der Firma Heizomat in den Hofkomplex Deppe eingezogen. Und das ist ein großer Kasten und es gibt einen vorgelagerten Raum, in den kippt man die Hackschnitzel, die dann per Schnecke zur Heizung transportiert werden. Mein Mann hat sich in dieser Zeit mit nichts anderem, als mit Heizungen, Heizsystem und Pufferspeichern beschäftigt, zumindest kam mir das so vor. Und bevor ich es vergesse kommen hier nochmal die Eckdaten zur Hackschnitzelheizung:
- Hersteller: Heizomat
- Typ: RHK-AK 100
- Art: Biomasseheizung
- Baujahr: 2013
- Heizleistung: 100 kW
Zeitgleich mit dem Holzhackschnitzelkessel wurde eine Thermische Solaranlage der Firma fsave installiert. Und da wurde das ganze dann für mich etwas undurchsichtig. Aber hier noch schnell die Eckdaten der Solarthermischen Anlage:
- Hersteller: fsave
- Typ:
- Art: Vakuumröhrenkollektor
- Baujahr: 2013
- Heizleistung: 40 kW
Die Solaranlage und die Hackschnitzelheizung wurden an einen Pufferspeicher angeschlossen, der wiederum per Fernwärmeleitung an unseren alten Pufferspeicher und den Holzvergaser. Und wenn ich das richtig verstanden habe, dann scheint die Sonne und wärmt unser Wasser, das wird dann auch zu uns ins alte System geschickt. Scheint die Sonne mal nicht und wir haben aber reichlich Restholz, dann wird der Holzvergaser angeworfen und versorgt von uns aus, den Teil auf der anderen Straßenseite mit. Und jetzt kommen wir gleich zum Zaun, ehrlich! Wenn nämlich beides nicht läuft, dann springt die Hackschnitzelheizung an.
Ernten und Pflanzen
Wir benötigen somit keinen einzigen Tropfen Heizöl mehr und sparen ca. 5000 Liter im Jahr. Das ist doch wirklich ne tolle Sache. Aber jetzt kommt ja noch das tollste an der Sache, das mit den Weidezaunpfählen. Die Holzhackschnitzelheizung braucht Futter und wir haben uns lange gefragt welche Heizung es wird, denn wir wollten nicht mit Pellets oder einem anderen industriellen Produkt heizen. Seit 2014 arbeiten wir deshalb im Bereich der Kopfweidenpflege eng mit der Biologischen Station Paderborn-Senne zusammen.
Kopfweiden prägen das Landschaftsbild im Paderborner Land. Im Delbrücker Raum mit wenig Waldanteil wurden früher Weiden gepflanzt und vielfältig genutzt. Dazu wurden die Weiden im Abstand von etwa 10–15 Jahren in einer Höhe von 3 bis 4 m regelmäßig »geköpft« oder »geschneitelt«. Das so gewonnene Astmaterial fand Verwendung als Brennmaterial, beim Hausbau (Fachwerk), für die Herstellung von Korbwaren und Stielen für Arbeitsgeräte. Die Kopfweidennutzung spielt heutzutage bei der Holzgewinnung keine Rolle. Aufgrund des fehlenden regelmäßigen »Köpfens« (Schneitelns) brachen viele Kopfweiden auseinander, da die Baumkrone zu schwer geworden war. Es wurden die nicht mehr genutzten oder gepflegten Kopfweiden gefällt. Demzufolge nahmen die Kopfweidenbestände drastisch ab. Ein typisches Landschaftselement des Paderborner Landes drohte verloren zu gehen. Aber nicht nur das Landschaftsbild wird durch die Kopfweiden bereichert, auch bieten die Kopfweiden einen Lebensraum für viele Arten. Infolge des häufigen Schneitelns bekommen die Weiden immer mehr Hohlräume, in denen sich Humus ablagern kann. Hier wachsen verschiedene Aufsitzerpflanzen, sogar Sträucher und kleine Bäume. Auch viele Tiere sind auf den strukturreichen Kopfweiden zu finden. Annähernd 200 Insektenarten können eine Kopfweide nutzen. Wegen des hohen Nahrungsangebots lassen sich auch viele Vögel und Fledermäuse in Kopfweiden nieder. Ein weiterer häufiger Bewohner der Kopfweiden ist der Steinkauz. Er brütet oftmals in den natürlichen Baumhöhlen der alten Bäume.
NABU Paderborn
Die Kopfweiden werden nun von uns »geschneitelt« und direkt gehäkselt. Die Hackschnitzel trocknen dann ein Jahr lang, bevor sie in unserer Heizung verfeuert werden. Für uns gibt es keine nachhaltigeren Hackschnitzel, da wir so Wärme erhalten und gleichzeitig zum Erhalt der Kopfweiden und der Kulturlandschaft beitragen.
Marius ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen und pflanzt, wo immer möglich, neue Kopfweiden an. So zum Beispiel an der Triftstraße am Ortsausgang von Scharmede, wo die neu gepflanzten Weiden als lebendige Weidezaunpfähle für unsere Kuhwiesen dienen.
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